Trotz einer zum Teil sportlich beeindruckenden Leistung an eigenen Tischen vor ca. 50 enthusiastischen Fans verabschiedet sich die SG FHW aus dem diesjährigen Intercupwettbewerb nach einer 2:4 Niederlage gegen den SC Wewer. Zwischenzeitlich lag eine Überraschung in der Luft, doch nach einer sensationellen 2:0 Führung konnten keine Punkte mehr in den weiteren Partien geholt werden.
Drei ausländische Profispieler (Gleb Shamruk, Kazimierz Wiszowaty und Jacek Koziarski), darunter mit Shamruk ein aktueller Nationalspieler von Weißrussland, waren als Gegner angekündigt. Kein Wunder also, dass man sich in den Reihen der SG FHW keine großen Chancen auf das Erreichen der final four im europäischen Intercup ausgerechnet hatte. Trotzdem wollten die SG Spieler Holger Schwierz, Kristof Bielinski und Dario Stenzhorn alles geben, um einen heißen Tischtenniskampf auf hohem Niveau zu bieten. Als dann allerdings 48 Stunden vor dem Spiel die Absage des Spitzenspielers Shamruk ins Haus flatterte deutete sich auf einmal ein knappes Spiel an.
Nach einer feierlichen Zeremonie zu Beginn – best of Spielsequenzen aus vergangenen SG Intercuppartien auf Videoleinwand, musikalisch unterstützter Einmarsch der Spieler, Begrüßungsworte durch Abteilungsleiter Oswald Stumpf, Vorlesen der Aufstellung und Überreichen der Gastgeschenke – ging es dann mit der Partie Schwierz gegen Wiszowaty los. Von der Papierform her war Schwierz hier klarer Außenseiter. Wiszowaty kam erst zur Rückrunde aus der polnischen ersten Liga nach Wewer, um dort die Mission Klassenerhalt zu unterstützen. Der mehrfache Landesmeister im Doppel und Mixed hatte hier mit einer 12:1 Bilanz im vorderen Paarkreuz sogar die beste Bilanz der ganzen Mannschaft vorzuweisen. Als Schwierz dann in ersten Satz mit einem 2:6 Rückstand startete hielt man das wohl für soweit normal. Nicht normal hingegen war dann die Aufholjagd, die Schwierz nach dem Motto „du hast keine Chance, also nutze sie!“ startete. Er konnte den ersten Satz noch unter dem lauten Jubel der Zuschauer mit 11:8 gewinnen. Vor allem in der Schlussphase gelangen ein paar nicht so alltägliche Schläge. Und es sollte so weiter gehen. Schwierz hielt nicht nur mit, er dominierte seinen Gegner ab dem zweiten Satz und spielte bisweilen fehlerlos. 11:5 hieß das Ergebnis im zweiten Satz für Schwierz, und bei einem 0:4 Rückstand im dritten Satz nahm Wiszowaty – sichtlich verunsichert ob der ungewohnten und unerwarteten Situation – seine Auszeit. Zwar konnte er die ersten beiden Punkte nach der Auszeit erzielen, doch Schwierz war nicht mehr zu stoppen, er machte die letzten 7 Punkte des Spiels in Folge und gewann den dritten Satz gar mit 11:2. 11:8, 11:5, 11:2 und eine 1:0 Führung für die SG FHW stand als Ergebnis zu Buche. Damit hatte niemand gerechnet!
Im zweiten Spiel des Tages kam es zur Partie Bielinski gegen den polnischen Linkshänder Koziarski. Der Papierform zwei nahezu gleichwertige Spieler. Kristof legte los wie die Feuerwehr im ersten Satz und führte gleich mal mit 5:1. Dann schien der Faden etwas zu reißen, denn Gegner kam vor allem dank gefährlicher Aufschläge besser ins Spiel. Mit Mut zum Angriff konnte „Billy“ nach zwischenzeitlichem Rückstand doch noch den ersten Satz gewinnen. Im zweiten Satz ähnliches Spiel. Im Return der gegnerischen Aufschläge lag der Schlüssel zum Sieg von Bielinski. Auch hier hatte er zwar Schwierigkeiten nach dem Return nicht direkt weit in die Abwehr gedrängt zu werden, doch die seltenen Angriffsbemühungen beim Return waren wie kleine Nadelstiche. In Kombination mit seinen vor allem beim eigenen Aufschlagspiel sehr druckvollen Attacken konnte er die spielerischen Vorteile zum knappen 11:9 Satzerfolg ausnutzen. Im dritten Satz spielte der Gegner Koziarski mit dem Rücken zur Wand mit noch größerem Risiko und wurde belohnt. Er führte über weite Strecken des Satzes, wurde dann aber gegen Ende etwas nachlässig, bei 9:10 war Bielinski nur einen Ball von der Verlängerung entfernt. Leider konnte Bielinski die Gelegenheit nicht nutzen, Koziarski verkürzte auf 1:2 nach Sätzen. Im vierten Satz drohte das Spiel dann zu kippen. Bielinski geriet 2:7 in Rückstand und gedanklich waren wohl einige schon beim Entscheidungssatz. Doch Bielinski ließ sich in seinen Angriffsbemühungen auch nicht von einem Fünfpunkterückstand beeindrucken. Punkt um Punkte kämpfte er sich heran, bei 9:9 konnte er dank zweier virtuoser Aufschläge den Satz und somit das Spiel (11:8, 11:9: 9:11, 11:9) noch an sich reißen. Wahnsinn! Die SG führte mit 2:0, in der Halle hielt es niemanden mehr auf den Stühlen!
Im dritten Spiel das Tages kam es nun zu einer weiteren auf dem Papier als ausgeglichen eingeschätzten Partie. Sowohl SG Yongster Stenzhorn, wie auch der Gegner Jäggle sind in gleichen TTR Regionen beheimatet. Doch leider konnte Stenzhorn das Momentum und die Bombenstimmung in der Halle nicht für sich nutzen. Sein Gegner konnte ihn dank Material (kurze Noppe) und ebenfalls sehr gefährlicher Aufschläge frühzeitig beeindrucken. Es schien Stenzhorn zu lähmen gegen diesen Spieler theoretisch eine Siegchance zu besitzen. Er gab viel zu früh auf, eine enttäuschende Vorstellung. Am Ende sollte er gerade einmal elf Punkte sollte in drei Sätzen erzielt haben. Somit stand es nur noch 2:1 für die SG FHW.
Im nun folgenden Doppel standen Schwierz/Bielinski den beiden Spitzenkräften Wiszowati/Koziarski gegenüber. In den ersten beiden Sätzen lief wenig zusammen. Vor allem im Aufschlagrückschlagspiel waren Schwierz und Bielinski deutlich unterlegen. Vor allem Koziarski konnte dies immer wieder zu schnellen Punktgewinnen ausnutzen. Im dritten Satz bäumten sich die beiden SG Spieler aber nochmal auf. Mit einem knappen 11:9 im Rücken konnte man auch Satz vier offen halten. Bei 10:9 roch es nach Entscheidungssatz, doch wieder war es Koziarski, der einen zu passiv gespielten Ball von Schwierz eiskalt zum Punkt versenkte. Nach Abwehr eines Matchballs war es dann leider vorbei. Nach vor allem in der zweiten Hälfte des Spiels großem Kampf unterlag man mit 1:3 (3:11, 4:11, 11:9, 11:13). Die Intercuppartie war bei 2:2 wieder ausgeglichen.
Im folgenden Einzel Schwierz gegen Koziarski sollte es nun schon um alles oder nichts gehen, davon ausgehend, dass im folgenden Match Stenzhorn chancenlos gegen Wiszowaty sein würde. Und Schwierz hatte Schwierigkeiten gegen den Linkshänder mit den fiesen Aufschlägen. In einem Spiel auf gutem Niveau führte er immer wieder mal in jedem Satz, hatte im dritten Satz gar zwei Satzbälle bei eigenem Aufschlag, konnte aber zu keiner Phase des Spiels seine Returnspiel zwingend gestalten. So gelang es Koziarski immer wieder schnelle Punkte auch bei kritischen Spielständen zu machen. Kleinigkeiten im Spiel von Schwierz hätten hier vermutlich bereits gereicht, um das Spiel offener zu gestalten oder gar zu gewinnen, aber der Gegner nutzte seine Chance an diesem Tage. Am Ende unterlag Schwierz auf dem Papier deutlich 0:3 (8:11, 8:11, 10:12), so etwas wie eine Vorentscheidung schien gefallen. Die SG lag nun erstmals mit 2:3 in Rückstand.
Über 350 TTR Punkte trennten den eigentlich sogar zu tief eingestuften Wiszowaty und Stenzhorn, die in der nun folgenden Partie aufeinander trafen. Zugegebenermaßen ein wahrscheinlich aussichtloses Unterfangen für Stenzhorn. Wiszowaty ließ im Gegensatz zum ersten Spiel des Tages von Anfang an keine Zweifel aufkommen, wer hier als Sieger vom Tisch gegen würde. Stenzhorn gelangen ein paar sehenswerte Angriffsschläge, doch es sollte wieder nur für zehn Punkte in drei Sätzen reichen. Im Falle dieser 0:3 Niederlage kann man Stenzhorn allerdings keinerlei Vorwurf machen.
Mit dieser Niederlage war die 2:4 Niederlage im Mannschaftskampf besiegelt. Der fest eingerechnete Punkt aus der Partie Bielinski gegen Jäggle wurde nicht mehr gespielt. Die auf dem Papier vorher als knapp und daher entscheidend definierten Spiele wurden mehrheitlich verloren, daher bleibt nichts anderes übrig, als der siegreichen Mannschaft aus Wewer zur Teilnahme am final four Turnier zu gratulieren.
Was bleibt nun als Fazit nach vier weiteren Auftritten auf europäischen Parkett? Sportlich ist diese Saison im Intercup Kristof Bielinski zu erwähnen. Er blieb unbesiegt im Einzel, eine tolle Leistung! Neben der Erkenntnis spielerisch doch meistens mithalten zu können, kann man vor allem attestieren, dass der ganze Verein über das Thema Intercup ein Stückchen näher zusammengerückt ist. Sowohl bei Heimspielen, wie auch bei den Auswärtsfahrten gab es zahlreiche Unterstützung aus den meisten anderen Mannschaften. Selbst Nichttischtennisspieler gehören inzwischen zu den Intercupenthusiasten dieser Saison. Neue Talente, vor allem was Logistik, Organisation und Kreativität anbetrifft, wurden zahlreich gesichtet. Sie haben vor allem den beiden Heimspielen ihren Stempel aufgedrückt. Aus diesen Gründen kann eigentlich die nochmalige Teilnahme die einzig logische Konsequenz sein.