Liebe TT-Freunde,
da man nicht alle Tage zur DM fährt, habe ich mich entschlossen einen Bericht zu schreiben.
Fr., 25.05.12: Anfahrt mit dem Zug nach Mainz. Dort nahm mich Seniorenwart Horst Scheel in Empfang. Dann holten wir Claus Wolf – Ü 60 – aus Wackernheim ab. Jetzt ging es mit dem BMW nach Norden. Hude in Niedersachsen war unser Ziel. Das liegt zwischen Bremen und Oldenburg und ist fast 500 km entfernt. Nach der Ankunft gingen wir direkt in Halle 1 zur Anmeldung (Rückennummer usw. in Empfang genommen). Wir schauten uns dann etwas um. Es wurde in 2 Hallen an ca. 45 neuen Donic-Tischen gespielt. Laut Programm waren Teilnehmer aus 20 Verbänden anwesend – 219 Damen und 272 Herren. Es wurden die deutschen Seniorenmeister Ü 40 bis Ü 80 gesucht.
Dann fuhren wir in unser Hotel ins ca. 15 km entfernte Delmenhorst. Es war ein schönes Ambiente dort – aber oh Schreck – das Hotel war komplett von anderen TT-Spielern ausgebucht. Das Orgateam hatte uns glatt vergessen. Nach langem Hin und Her wies man uns ein anderes Hotel zu. Dies lag nur unweit der Autobahn und war in türkischer Hand. Bezahlung im Voraus und wir wurden in ein Nebenhaus verfrachtet, geschätzte 30 m Luftlinie von einem Saal entfernt, in dem eine türkische Hochzeit gefeiert wurde. Dann hatte ich noch von meinem Zimmer einen schönen Blick auf die Autobahn. Einfach super war das. Wie sollte man sich da auf das große Ereignis vorbereiten? Ich habe dann meine Sachen ausgepackt und mich bettfein gemacht. Dann kam ein Anruf unseres Seniorenwartes: er teilte den Umzug ins Haupthaus mit. Also, Sachen wieder in den Koffer und ab ins andere Zimmer. Stress pur – aber dann ein Doppelzimmer mit Alleinbenutzung – aber vor allen Dingen: Ruhe, Ruhe, Ruhe.
Sa., 26.05.12: Um 9 Uhr war die Eröffnungsfeier der DM. Kinder trugen Tafeln in die Halle. Auf den Tafeln standen die Namen der teilnehmenden Verbände. Dann folgten die üblichen Begrüßungsreden. Ich machte ein paar Fotos…aber unser Vereinsfotograf Albert hätte dies bestimmt viel besser gemacht!
Die Gruppenspiele von mir fanden in Halle 1 statt, wo auch die Eröffnungsfeier war. Es spielten 4 Mann an einer Platte – jeder gegen jeden. Ein Bayer, ein Hamburger, ein Thüringer und eine KH-Rheinhesse spielten in einer Gruppe. Das 1. Spiel gegen Scheller aus Bayern habe ich relativ glatt mit 3:0 gewonnen. Das 2. Spiel habe ich gegen Kelb aus Hamburg verloren. Ich habe aber gegen den späteren 3. der DM ganz gut mitgespielt. Gegen Karassek aus Thüringen gewann ich den 1. Satz mit 11:1. Dann habe ich mich auf unnötige Schieberei eingelassen und plötzlich 1:2 hinten gelegen. Dann habe ich das aber noch rumgerissen und mit 3:2 gewonnen. Platz 2 in der Gruppe reichte für die Hauptrunde.
Während der Spiele wurde ich von Claus Wolf aus Wackernheim gut betreut. Er selber hatte viel Pech und verlor 2 Spiele mit 2:3. Das bedeutete das Aus schon in der Gruppenphase.
Nun begab ich mich zur freiwilligen Schlägerkontrolle. Unter anderem wurde die Ebenheit des Schlägers, die Schlägerdicke usw. geprüft. Am Schluss wurde der Schläger in ein Gerät eingelegt, um festzustellen, ob der richtige, wasserlösliche Klebstoff verwendet wurde. Der Schläger war nicht "giftig". Mein Mannschaftsführer Michael Mäs hatte gute Arbeit geleistet!
Nachzutragen wäre noch, dass der Veranstalter ein Fotobuch anbot. Ein Sportfotograf begleitete die Spieler während ihrer Spiele. Dazu gab es in dem Buch noch andere Fotos und Details von der DM. Ich fand diese Idee sehr gut und habe mir ein solches Buch als Andenken bestellt.
Nachdem wir für am Samstag fertig mit unseren Spielen waren, machten wir einen Ausflug zum Bad Zwischenhahner Meer. Dies ist ein sehr schöner Binnensee. Das Wetter war super. Es waren viele riesige Rhododendronbüsche zu sehen, die in den tollsten Farben blühten. Es war ein perfekter Tag für mich, da es ja auch beim Spielen so gut geklappt hat. Außerdem verstanden wir 3 uns sehr gut. Nach einem schönen Spaziergang und gutem Fischessen fuhren wir wieder in unser türkisches Domizil.
Einen Wermutstropfen gab es dann aber doch noch. Da es im Einzel 36 Teilnehmer waren (9 Gruppen à 4 Spieler) und 2 je Gruppe weiterkamen, waren es noch 18 Teilnehmer, die im Wettbewerb waren. Um auf 16 zu kommen, mussten noch 2 Zwischenrundenspiele gemacht werden. Warum ich gerade spielen musste, ist mir bis heute noch nicht richtig klar. Laut Seniorenwart Horst Scheel kam es nicht nur auf die Spiele und Sätze an, auch die Platzierung in der Rangliste spielte angeblich eine Rolle.
So., 27.05.12: Claus Wolf musste heute als erster ran. Er spielte im Mixed mit einer Dame aus Bayern. Sie hatten aber keine Chance, weil auf der anderen Seite mit Stumpe eine ehemalige Nationalspielerin stand. Auch im Doppel schied er leider aus. Er musste mit seinem Ersatzschläger spielen, weil an seinem normalen Schläger ein kleines Stück Gummi fehlte.
Da bei den "70ern" 36 Herren und nur 24 Damen anwesend waren, durfte ich kein Mixed spielen. Mit meinem Doppelpartner Karassek, dem Thüringer aus meiner Gruppe, erwischte ich ein schweres Los. Nach einem Freilos mussten wir gegen die Nr. 2 der Setzliste antreten. Wir haben 0:2 hinten gelegen, dann aber toll gespielt und aufgeholt, aber dann doch mit 1:3 verloren. Es hat trotzdem Spaß gemacht und ich bekam ein Extralob von Horst Scheel. Das viele Training in letzter Zeit hatte sich doch ausgezahlt.
Jetzt zogen wir in Halle 2 um. Dort war es viel hektischer. Links und rechts standen ca. 15 Platten. Dazwischen war ein Gang. Dort tummelten sich Spieler, Betreuer und einige Schlachtenbummler. Dann kam es zum Eklat! Für das Zwischenrundenspiel war ich rechtzeitig in der Box. Mein Schläger wurde kontrolliert – aber mein Gegner, ein Spieler aus Sachsen-Anhalt, erschien nicht. Nachdem er mehrmals per Lautsprecher aufgerufen wurde und auch die offizielle Wartezeit verstrichen war, wurde ich zum Sieger erkärt. Plötzlich, nach einer viertel Stunde, tauchte er doch noch auf. Meine Betreuer und ich kamen aber zu dem Entschluss nicht mehr zu spielen. Hintergrund war auch der enge Zeitplan und die Hitze. Bei einem eventuellen Sieg hätte ich sofort wieder rangemusst. Außerdem gibt es ja Regeln. Ein Spieler oder Betreuer eines anderen Verbandes sagte zu mir: "Wenn du doch gespielt hättest, dann hätte ich dir in den A… getreten."
Irgendwie machte ich mir doch einen Kopf und wurde zunehmend hektischer. Im anschließenden Spiel gegen einen Bremer Belagspieler ging ich sang- und klanglos mit 0:3 unter. Das war mein schlechtestes Spiel der DM. Fazit: Außer dem letzten Spiel war ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Es hat Spaß gemacht…
Wir schauten anschließend noch bei der Ü40-Mixed-Konkurrenz zu. Es gab tolle Ballwechsel – auch von den Damen. Ein Zuschauer meinte: "Vorbei ist die Zeit, wo es hieß: Beim Mixed spielen die Männer mit Behinderung". Nach einem Halbfinalspiel wurden die Schläger "eingeschweißt" und zur Kontrolle mitgenommen.
Am Abend ging es zum Sportlertreff in ein toll gelegenes Hotel. Dort herrschte eine tolle Atmosphäre und wir saßen in einem festlich geschmückten Saal. Das Buffet war sehr gut. An unserem Tisch saßen Spielerinnen und Spieler aus Bayern, u.a. auch die Sieger beim Ü40-Mixedwettbewerb. Nebenan waren Saarländer. Einige Verbände waren nicht da, aber 250-300 Leute waren es doch…Da es so schlecht mit unserer Unterkunft geklappt hatte, bekamen wir vom Veranstalter je ein Bier bezahlt. Das war für den Veranstalter nicht teuer, denn der rheinhessische Tischtennisverband war nur mit 3 Mann vertreten. Dies war die kleinste Abordnung von allen. Im Vergleich: der Westdeutsche Tischtennisverband war mit 79 Aktiven, der Tischtennisverband Niedersachsen mit 66 Aktiven dabei. Dazu kamen noch die Betreuer…wie gesagt, es war ein toller Abend, an dem auch getanzt werden konnte und der einer Deutschen Meisterschaft würdig war.
Mo., 28.05.12: Nach dem Frühstück stand die Heimfahrt an. Claus Wolf und ich hätten gerne noch zugeschaut, aber unser Seniorenwart hatte Angst vor dem Pfingstrückreiseverkehr. Außerdem musste er am nächsten Tag arbeiten. Das kann man dann auch verstehen…
nochmal Fazit: Ich habe 2x das Achtelfinale erreicht, tolle Tage gehabt und es war ein Höhepunkt in meinem ca. 56-jährigen Tischtennisleben. Es war meine erste DM im Tischtennis. Vorher gabe es mal eine DM mit einer 5er Mannschaft im Asphaltkegeln als Jugendlicher. Damals wurden wir, eine Pirmasenser Auswahl, in Berlin 1. Sieger. Lang, lang ist`s her…
Wir 2 Spieler und unser Seniorenwart haben uns gut verstenden. Dies war ein einmaliges Erlebnis, aber laut Matthias klappt es ja vielleicht wieder 2013.
Gerhard Theiß